ja - nein - vielleicht :
Entscheidungs-Training
Sicherlich kennst du das nervige Gerangel im Kopf: Ja? Nein??? Vielleicht?!?
Es kostet Energie, Zeit und lässt dein Umfeld im Unklaren, wie es mit dir umgehen soll.
Immer wieder beobachte ich andere Menschen und auch mich selbst dabei, wie der Mund ein zähneknirschendes “Ja“ ausspuckt, aber Herz, Bauch, der Unangepasste Teil in uns oder was auch immer „Nein“ ruft. Diese Diskrepanz ist bei genauem Hinsehen und Hinhören spürbar.
Gleichzeitig sind wir alle so sehr an dieses weit verbreitete Selbst-Sabotage-Muster gewöhnt, dass wir die Störsignale ignorieren. Es wäre unbequem, sie zu beachten. Es wäre vielleicht sogar riskant, „Nein“ zu sagen, wenn wir „Nein“ meinen. Wir befürchten Ablehnung. Und diese Angst ist mächtig, denn sie entspringt dem tiefsitzenden Bedürfnis eines jeden Menschen: ich will dazugehören!
Dasselbe Muster greift natürlich auch, wenn wir „Nein“ sagen, aber eigentlich „Ja“ meinen (das kennt Frau vielleicht, wenn sie nach einem Streit mit dem Partner schmollt und unnahbar tut, wenn er auf sie zugeht, obwohl sie sich genau das wünschst ;o)… hhhmmm? Schon mal erlebt?)
Aus diesem Gerangel zwischen gefühlten „Ja“ und kommuniziertem „Nein“ – oder umgekehrt – wird dann dieses völlig fruchtlose, fade „vielleicht“. Das „Jein“ drückt sich aus. Auch wenn du „ja“ oder „nein“ sagst, es aber nicht verkörperst.
Der Körper lügt nicht, aber du bescheißt dich selbst
Unterschätze nie die Aussagekraft deiner Körpersprache und Mimik. Sie transportiert EINDEUTIG, ob du wirklich das meinst, was du sagst. Eindeutigkeit in deinem Statement erfordert zwar Mut, erzeugt in dir, zur Belohnung quasi, aber auch ein Gefühl von „Kongruenz“ (=Übereinstimmung, Stimmigkeit). Dieser Zustand ist gesund, beruhigt das Nervensystem und fühlt sich einfach richtig und gut an.
Es stimmt schlichtweg oft nicht, dass du die eindeutige Antwort nicht weißt, dass du dich nicht entscheiden kannst. Du hast nur gelernt, dass der Verstand dem Gefühl übergeordnet ist. Das Gefühl, oder sagen wir besser dein Instinkt, baut sich blitzschnell aus dem Datensatz deines Unterbewusstseins auf. Unser Unterbewusstsein (80 % unserer Entscheidungs-Ressourcen) ist da viel schneller als der Verstand. Der Verstand (20% unserer Entscheidungs-Ressourcen) fängt dann um einige Sekunden verzögert mit dem Bauch das Diskutieren an. Und gewinnt (bei Erwachsenen) meistens.
Ein „vielleicht“ resultiert also daraus, dass der Kopf was anderes sagt als der Bauch oder das Herz. Selbst wenn der Verstand (Kopf) sein Statement abgegeben hat, bleibt das abweichende Gefühl (Körper). Nur wenn sich Kopf und Bauch einig sind, kannst du ein klares Ja oder ein klares Nein verkörpern und vertreten. Wenn du ein „vielleicht“ zu vertreten versuchst, wirkt das bei ehrlichem Hinschauen mühevoll, nicht überzeugend und trist und fühlt sich für dich selbst nicht gut an.
So wie du gelernt hast, der Stimme des Verstandes mehr Gewicht zu geben, genauso kannst du lernen, wieder mehr auf deinen Instinkt zu achten. Du kannst lernen, mehr aus dem Bauch als aus dem Kopf zu leben bzw. den Dauerstreit zwischen beiden achtsam beizulegen.
Somatische Marker als Navigations-System
Wie kannst du lernen, deinem Instinkt wieder zu vertrauen? Achte auf deine somatischen Marker!
Negative somatische Marker sind:
- Kloß und Engegefühl im Hals
- Angst, Ärger
- weiche Knie, Zittern in den Beinen
- flauer Magen, leichte Übelkeit oder Druckempfindungen
- hochgezogene Schultern, angespannter Nacken
Positive somatische Marker sind:
- leichtes Kitzeln im Bauch, warmes wohltuendes Gefühl im Bauch
- Lächeln, leichtes Anheben der Mundwinkel
- Magenhüpfen, Freude
- Leichtigkeit, Helle im Kopf
- fließende, lösende Empfindungen im Körper
Das Unterbewusstsein ist schneller
Somatische Marker melden sich nicht nur vor anstehenden Entscheidungen, sondern treten bei allem auf, was wir tun und was uns begegnet, z. B. auch, wenn wir nur ein Wort hören. Sie werden angelegt in der Kindheit, wenn wir in bestimmten Situationen bestimmte Empfindungen haben. Das Gehirn speichert unsere Gefühle und Empfindungen zu dieser Situation mit ab. Bsp: du hast dich als Kind im Mathematikunterricht gelangweilt, wurdest blamiert oder gehänselt. Dann wird dieses Gefühl mit „Mathematik“ verbunden.
Da das Unbewusste keine Zeit kennt, wird dieses „schlechte Gefühl“ auch dann erzeugt, wenn man bereits erwachsen ist, d. h. es eigentlich keinen Stress, Hänseleien oder Ähnliches mehr gibt. Als Erwachsener bemerkt man dann, dass man „Mathematik nicht mag“ und damit verbunden schlechte Gefühle, Magengrummeln, Versagensängste etc. empfindet.
Somatische Marker steuern unser Vermeidungs- und Annäherungsverhalten. Treten in einer bestimmten Situation positive Gefühle auf, etwa Freude, ist das ein Zeichen für Annäherung („go“). Treten negativ bewertete Gefühle auf, etwa Ekel, dann werden wir etwas nicht machen – uns abwenden („stop“).
Das Bewertungsschema unseres emotionalen Erfahrungsgedächtnisses ist recht schlicht. Es signalisiert uns „Stop“ oder „Go“. Dabei ist völlig egal, welches Gefühl auftritt – Gefühle haben einzig die Aufgabe „stop“ oder „go“ zu signalisieren.
Natürlich können somatische Marker den Verstand nicht ersetzen, weil sie uns keine weiteren Informationen liefern, außer Annäherung oder Vermeidung. Wir brauchen den Kopf, um zu verstehen, warum uns eine Situation auf „Stop“ oder „Go“ einstimmt. Somatische Marker, also die Körperreaktion auf eine Situation, ein Wort oder ein Bild, treten in der Regel auf, bevor es zu verstandesmäßigen Aktivitäten kommt. Sie fällen somit wichtige Vorentscheidungen. Das ist vielen Menschen nicht bewusst. Viele Menschen müssen ihre Wahrnehmung erst schulen, um auch feine somatische Marker mitzubekommen. Eine Super-Technik um die eigenen somatischen Marker kennenzulernen, ist jede Form der Achtsamkeitspraxis, besonders Yoga!
Gutes Körpergefühl ist ein Riesen-Plus
Ein gutes Körpergefühl durch Yoga, bewussten Sport, Tanz etc. macht dir die Kooperation mit den somatischen Markern um ein vielfaches leichter. Wenn du deine somatischen Marker präzise wahrnehmen kannst, bist du klar im Vorteil. Du hast dann die Möglichkeit herauszufinden, welche Gründe für oder gegen eine Handlung sprechen und ob du dein Verhalten ändern willst oder nicht. Es lohnt sich sehr Körpersignale/ Somatischen Marker ernst zu nehmen und zu nutzen.
Das eigene Bauchgefühl, deinen Instinkt, deine somatischen Marker nicht ernst zu nehmen oder gar über Jahre hinweg zu ignorieren, ist ein Indiz für geringen Selbstwert. Ganz befreit von diesen Momenten geringen Selbstwertes ist wohl kein Mensch. Muss auch nicht. Solange wir wach und bewusst sind und diese Momente mitbekommen, können wir üben, uns selbst immer wieder aufzubauen und den „Selbstwert-Muskel“ zu trainieren (Stichwort Resilienz = Psychische Widerstandskraft).